Album der Woche auf BR Klassik: Hélène Covatti • Robert Dussaut

SONATAS FOR VIOLIN AND PIANO
Covatti • Dussaut • Honegger • d’Indy

DUO BRÜGGEN-PLANK
Marie Radauer-Plank, Violin | Henrike Brüggen, Piano

ADX 11208

Getreu dem Motto „Stay curious“ bietet Audax Records einen zweiten Streifzug durch den Katalog der in Griechenland geborenen Komponistin Hélène Covatti und ihres Mannes Robert Dussaut. Nach einem Album, das den Liedern des Paares gewidmet war (ADX13722 mit Adriana González und Iñaki Encina Oyón), stellt hier das Duo Brüggen-Plank ihre Werke für Violine und Klavier, zum Teil in Ersteinspielungen vor.

Mit ihrer umfassenden Erfahrung im Repertoire des zwanzigsten Jahrhunderts, widmen sich Marie Radauer-Plank und Henrike Brüggen dieser Musik mit Fingerspitzengefühl und einer beeindruckenden Farbpalette und ergänzen das Album mit Werken von Komponisten, die dem Paar im Paris der Zwischenkriegszeit nahe standen.


Gedanken zur Aufnahme von Marie Radauer Plank:

Nimmt man die "großen Voraussetzungen” Talent, Genie und Technik weg, bleibt die Frage: Ist Komponieren auch eine Frage der zur Verfügung stehenden Zeit?

Im Falle der Komponistin Hélène Covatti ließe sich das meiner Meinung nach bestens nachvollziehen. Covatti komponierte fast ihr gesamtes Werk zwischen dem Abschluss ihres Studiums am Pariser Conservatoire und ihrer Hochzeit mit dem Komponisten Robert Dussaut bzw. der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Thérèse. Ihr Mann Robert wollte zwar am Familienleben teilhaben, bevorzugte jedoch getrennte Wohnungen, um seiner künstlerischen Arbeit in "Ruhe" nachgehen zu können. Covatti zog nun mehr oder weniger alleine ihre Tochter groß und übernahm deren pianistische Ausbildung (Thérèse gewann 1957 den 1. Preis beim ARD-Wettbewerb) und unterrichtete, um finanziell über die Runden zu kommen.

Covattis kompositorischer Stil erscheint mir durchaus zukunftsfähig in seiner Modernität, daher glaube ich nicht so recht an die Version, dass es "nur" der Zweite Weltkrieg war, der ihre Karriere ausbremste. Ich denke eher, dass es an einem Mangel an Zeit und Ruhe lag, um der Inspiration nachzugehen, sich den kreativen Prozess zu erlauben.

Arthur Honegger, der Covattis Violinsonate für äußerst gelungen hielt und diese auch mit dem Prix Halphen auszeichnete, lebte ebenfalls in einem sehr ähnlichen Familienkonstrukt wie die Covatti-Dussauts. Er heiratete die erfolgreiche Pianistin Andrée Vaurabourg und zog nach der Geburt des gemeinsamen Kindes in eine separate Wohnung. Denn, wie er in einem Interview mit B. Gavoty sagte: "Ein Arbeitstag, der fruchtbar sein soll, darf keinerlei Verpflichtungen oder Möglichkeiten zur Unterbrechung haben."

PRESSEMATERIAL