JANITSCH:
Church Sonatas
Berlin Friday Academy
Johann Gottlieb Janitschs Musik besitzt weder Bachs komplizierten Kontrapunkt noch Händels extrovertierten, kosmopolitischen Flair, dafür aber eine ganz eigene, einnehmende Note. Sie sprüht vom Geist der Aufklärung und lädt den Zuhörer ein, mit ihr in Dialog zu treten.
Das Ensemble Berlin Friday Academy setzt mit dieser Einspielung die Gesamteinspielung von Janitschs Triosonaten fort, 2019 erschien die Debüt-CD des Ensembles.Diese historische Praxis ermöglicht es dem Ensemble die farbenreichen historischen Klänge der Berliner Amalienorgel stärker in den Fokus zu rücken. Das Instrument der Prinzessin Amalie stand im 18. Jahrhundert im Berlin Stadtschloss und die eingespielten Werke wurden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf dieser Orgel aufgeführt. Die Klangvielfalt und der kammermusikalische Charakter der Orgel machen sie auf jeden Fall zu einem perfekten Instrument für diese Musik. Die 5 Triosonaten werden in wechselnder Besetzung gespielt. Neben zwei Sonaten für Oboe und Geige, und zwei Sonaten für zwei Geigen erklingt dabei auch eine Bearbeitung für Geige und obligate Orgel.
Janitsch spielte Kontrabass in der Berliner Hofkapelle. Diese praktische Erfahrung gibt seinen Generalbassstimmen eine unaufdringliche Individualität, während die Melodien vor charismatischer Beredsamkeit blitzen. In den diffizilen Rhythmen und dramatischen Charakterwechseln spürt man die Experimentierfreudigkeit, die Janitsch mit seinen Kollegen Carl Philipp Emanuel Bach, Graun, oder Benda verband, und die Berlin damals zu einem der interessantesten Schauplätze der musikalischen Avantgarde machte.
Die Musiker der heutigen Berlin Friday Academy sind junge Interpreten der historischen Aufführungspraxis, die aus aller Welt stammen und sich in Berlin zusammenfinden um die Schätze der Berliner Musikkultur des 18. Jahrhunderts wieder zu beleben.
https://www.berlinfridayacademy.com/
Sehr gut hörbar sind die liebevolle Hingabe sowie die Entdeckerfreude der sechs Musiker. Die Violinen spielen immer „auf Zug“, Oboe und Violine umtanzen sich geradezu, das Cello und die Orgel sind immer mit von der Partie in den Fugen, die meist Inhalt der zweiten Sätze sind, die Theorbe steuert manchmal ihren eigenen Klangreiz dazu. Ausdrucksstark, akzentuiert und prägnant, aber immer singend-elegant interpretieren die Musiker die „attraktive“ (so das Booklet), ja exquisite Melodik und expressive Harmonik, die Violinen wetteifern um ein besonders nachdrückliches „affettuoso“, sehr wendig präsentiert sich die Orgel … Hier gibt es nichts auszusetzen, nur zu loben.