Les Barbares Galantes
Meisterwerke deutscher Komponisten in Moskau 1770–1800

„Les Barbares Galantes“ – so widersprüchlich wie Barbarei und Galanz standen sich womöglich auch Fremdheit und kulturelle Anziehungskraft an der Grenze zwischen Russland und Europa im 18. Jahrhundert gegenüber. Die Initiative Katharina der Großen vermochte auf dieser Basis eine Vielzahl von Brücken zu schlagen, die sich in überraschend bunten und vielschichtigen Werken der involvierten Komponisten und ihrer Werke spiegeln. Hausmusik oder das Unterhalten einer kleinen, privaten Hauskapelle war für die russische Aristokratie fast obligatorisch. Theater, Privatiers, sogar Waisenhäuser unterhielten eigene Ensembles. In vielen Orchestern waren oftmals berühmte Musiker oder Kapellmeister aus Europa beschäftigt. So gehörte auch Joseph Haydn zu dieser Völkerverständigung: In Handschriften des Alexandrovskiy-Palastes fanden sich Abschriften seiner Roxelana-Variationen, die wohl eigens für den flötespielenden Großherzog und späteren Zaren Alexander I. Pawlowitsch erstellt wurden.
Bisher ist das Musikleben der russischen Metropolen des späten 18. Jahrhunderts wie Moskau oder St. Petersburg nahezu unerforscht bzw. galt das musikalische Erbe dieser Zeit bisher als unwiederbringlich verloren. Dem Ensemble Altera Pars ist es gelungen, in teilweise versteckten Archiven beinahe vergessene Musik eines immensen kulturellen Austauschs zu entdecken, deren Einfallsreichtum und kulturelle Identität ein wunderbares Zeugnis dieser Pluralität und Einigkeit sind. Mit dabei sind Entdeckungen nahezu vergessener deutscher Komponisten wie Johann Heinrich Facius und Johann Joseph Kerzelli, deren Wirken, das einzig auf handschriftlicher Basis überliefert ist, nur durch glücklichen Zufall der Zerstörung entgehen konnten. Alle drei wurden nach ihrem Tod fast vergessen, in der Sowjetzeit wurde ihre Arbeit als „handwerklich“ geschmäht.

Das internationale Ensemble Altera Pars ist spezialisiert auf die Aufführung von Barock- und klassischer Musik. Die Musiker des Ensembles sind führende Solisten europäischer Orchester auf historischen Instrumenten. Dies ermöglicht eine Variation der Besetzung von drei bis neun Personen und eröffnet ein reiches Kammerrepertoire des 18. bis frühen 19. Jahrhunderts. In den letzten vier Jahren hat das Ensemble eine vielgelobte Konzertreihe im Oldenburger Schloss initiiert.

CD der Woche (hr2 Kultur)

Das ist in meinen Augen brilliante Musik – mit wunderschönen Melodien, bezaubernde Harmoniefolgen, einem sehr ausgeprägten Sinn für Form und Proportionen. Und das alles verbunden mit großer Virtuosität. (WDR Tonart)

Das Ensemble Altera Pars zeigt sich geradezu musikantisch von seiner besten Seite mit engagierten, höchst lebendigen Interpretationen. So verständig gespielt ist dieses Repertoire fraglos ein Gewinn. (Fono Forum)